Da hier viel von Realismus, Bescheidenheit und Augenmaß die Rede ist, soll im Folgenden etwas anderes betont werden: Man kann nicht nur zu viel hoffen – sondern auch zu wenig.
Ich finde, dass wir aus dem gegenwärtigen Desaster das Beste machen sollten. Viele Leute werden mir da zustimmen. Freilich sollte man nicht übersehen, das in diesem leicht dahingeschriebenen Satz drei schwere Fragen stecken: Wer sind „wir“? Was ist das gegenwärtige Desaster? Und was wäre das Beste?
Gedanken zu einem „gefährlichen Wort“.
Auch die Sehnsucht nach Übersichtlichkeit, Orientierung und einfachen „Lösungen“ scheint sich diesen Zeiten exponentiell zu vermehren.
Wenn die Welt verbessert werden soll, kann uns das Wissen um die Möglichkeit von „Wundern“ hoffen lassen. Was wir auch wissen können: Dass man auf Wunder nicht warten darf, sondern an den Bedingungen ihrer Möglichkeit arbeiten muss.
Hoffnung für die Zukunft speist sich wesentlich aus Reflexion, Wissen und dem Basteln guter Zukunftsbilder. Diese Dinge in Zeiten des Ausnahmezustands für überflüssig zu bezeichnen, ist eine falsche und gefährliche Fehlinterpretation unserer Lage.
Dass mit der Coronakrise anders umgegangen wird als mit der Klimakrise, hat nicht nur „psychologische“ Ursachen. Ein Blick auf virale Veränderungsphantasien und deren begrenzten Nutzen für echte Hoffnung auf Besserung.
Es ist zu früh, um die Bedeutung – zumal die langfristige Bedeutung – von dem zu ermessen, was gerade los ist. Aber es ist gewiss nicht zu früh, sich Gedanken zu machen. Zu versuchen, sich einen – wenn auch nur vorläufigen – Reim zu machen auf das, was hier und heute abgeht. Und ganz sicher ist es nicht zu früh, sich Hoffnung zu machen.
Scham, Schuld und Schlechtfühlen sind gerade sehr in, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Aus diesem Anlass ein Textrecycling.
Ein Definitionsversuch.