Planen? Erzählen!

Ohne die Phantasie, die Initiativen, den Mut und das Geld ganz unter­schiedlicher Akteure aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissen­schaft kann die Zukunft nicht besser werden. Die wichtigsten Ressour­cen für diese Zukunft sind Hoffnung und Ideen. Schon deswegen kann es kei­nen „großen Plan“ geben – gesellschaftlicher Wandel realisiert sich in einer Demokratie nicht durch einen „großen Sprung nach vorne“, son­dern durch eine Vielzahl und Vielfalt von Veränderungen. In den Worten von Ulrich Brand und Markus Wissen: „Zukünftiges kann nie als Masterplan entstehen, sondern muss sich im Horizont einer anderen, besseren Welt schrittweise entwickeln.“

Bei einer Transformation in Richtung „Nach­haltigkeit“ geht es folglich, wie Bernd Sommer und Harald Welzer in Transformationsdesign formulieren, „weniger um einen ‚Systemwech­sel‘, um eine intentionale Veränderung der Gesellschaft in toto, sondern viel­mehr um Schrumpfung oder Abschaffung nicht-zukunftsfähiger Teil­bereiche der Gesellschaft gerade mit dem Ziel, andere zu bewahren.“ Das ist wichtig: Bei allen Problemen gibt es vieles, das bewahrenswert ist. Freiheit und Demokratie zum Beispiel. Diese Errungenschaften im Namen des Gemeinwohls oder für das Klima aufzugeben, wäre desaströs. Des­halb ist die Vielfalt gesellschaftlicher Such-, Lern- und Transformations­prozesse so wichtig.

Wie immer im Leben gilt auch hier: Umwege erhöhen die Ortskennt­nis. Und der Umweg, wie Hans Jonas mit Blick auf Lenins trickreiche Durch­führung der russischen Revolution bemerkt, „ist das Kind der Um­stände und nicht des Programms.“ Programme und Pläne sind kaum geeignete Instrumente, die Zukunft zu gestalten und uns echte Hoff­nung zu machen. Statt­dessen brauchen wir für die Hoffnung gute Geschichten und Bilder, überzeu­gen­de Visionen und Ideen. Das ist wahrlich keine neue Erkenntnis – aber an­ge­sichts unserer Lage darf man nicht aufhören, diese Botschaft zu wie­der­holen. Da, wo man steht. Hier und heute. Nötig sind – wie man heute so schön sagt – „Narrative“, die nicht nur den Intellekt ansprechen, son­dern eine bessere Zukunft anschaulich machen können.

Das gilt gesamtgesellschaftlich ebenso wie individuell – und für die Un­ter­nehmensführung. Philipp Schönthaler weist in seinem Portrait des Managers als junger Autor darauf hin, dass dort gewöhnliche Präsenta­tionen das Visionäre üblicherweise ausschließen: „Dagegen vermag sich die Erzählung vom Status quo zu befreien und bildet deshalb ein oppor­tunes Medium, um tatsächlich Neues anzustoßen.“ In der Tat.

(Dieser Text ist ein leicht überarbeiteter Auszug aus dem Kapitel Gute Geschichten statt platter Pläne des Buches Hoffnung.)