Opulenz.

Opulenz.

„Culture eats strategy for breakfast“ – diese Äußerung Peter Druckers wird immer wieder zitiert, wenn es um das Verhältnis zwischen hochfliegenden Strategiekonzepten und alltäglicher Unternehmenskultur geht. Und wie so oft bei Drucker steckt in dem schmissigen Sager eine tiefe Weisheit, die allzu oft vergessen wird: Wer glaubt, Strategien gleichsam „gegen“ eine bestehende Kultur durchsetzen zu können, irrt. Unternehmenskultur ist, hat mal jemand gesagt: was die Leute tun, wenn niemand schaut. Das hat mit ungeschriebenen Regeln, Gewohnheiten, Überzeugungen und Weltbildern viel mehr zu tun als mit planvoller Strategiearbeit, diskussionsintensiven Visionsprozessen oder der Suche nach dem viel zitierten Purpose. Das heißt nicht, dass man all diese Sachen nicht braucht. Der Punkt ist ihre sehr begrenzte Wirksamkeit, wenn Kultur nicht mitgedacht wird.

Lässt sich diese Idee von Organisationen auf Gesellschaften übertragen? Wie immer beim Transfer von Mikrokonzepten auf die Makroebene wohl nicht ohne Reibungsverluste. Aber versuchen kann man es. Am Beispiel Nachhaltigkeit: All die tollen (und in der Tat sehr wichtigen) Nachhaltigkeitsstrategien und Transformationspläne werden bloße Theorie bleiben, wenn sie nicht auch kulturelle Elemente mitdenken. Zugespitzt: „Kulturlose“ Ideen der Nachhaltigkeit müssen scheitern. Weniger zugespitzt: Wer glaubt, dass nur Technik, Innovation und Effizienz uns der Zukunftsfähigkeit näherbringen, vergisst etwas Entscheidendes.

Damit hängt eng zusammen, dass der Nachhaltigkeitsdiskurs voller Äußerungen über große Probleme und allgegenwärtige Knappheit ist, Schönheit und Fülle aber kaum zur Sprache kommen. Katastrophenrhetorik motiviert aber höchstens kurzfristig, langfristig braucht eine Gesellschaft die Hoffnung auf etwas Gutes. Von der Fülle des Lebens ist leider sehr wenig die Rede, wenn es um die Zukunft geht. Ohne Fülle und Verschwendung kann es ein (gutes) Leben aber nicht geben. Zum nachhaltigen Dreiklang Effizienz – Konsistenz – Suffizienz gehört deshalb auch ganz wesentlich: die Opulenz. Die ist viel wichtiger als das Reden von einer „Verzichtskultur“, die zurecht wenig Begeisterung beim Publikum auslöst.