Clusterf**k, Vol. I: Lustig!

Zugegeben – zum Thema dieses Beitrages habe ich schon des Öfteren geschrieben: im Standard, auf diesem Blog und im Buch Ausnahmezustand. Die Lage der Dinge motiviert mich, den etwas derben Begriff nochmals hervorzuziehen. „Clusterfuck” – das ist unsere Zeit  in ein Wort gefasst. Der Begriff bezeichnet eine chaotische Situation, in der alles schiefzugehen scheint. Schon oft konnte man finden, dass das Wort unser Zeit auf den Begriff bringt – und sicher auch im März 2020.

Burn after reading, ein Film der Coen-Brüder, ist zwar schon einige Jahre alt, bringt aber in seiner Zuspitzung auf den „Clusterfuck” vieles auf den Punkt. Hier deshalb ein Ausschnitt aus Burn after reading – ein Film, der wenig mehr ist als die Darstellung eines Clusterfucks. Ich weiß nicht, wie lustig diese knapp drei Minuten sind, wenn man den Film nicht kennt. Wenn man ihn kennt, kann man sie auch noch zwölf Jahre nach der Premiere dieses Films trotz allem noch sehr witzig finden. Darf man hier und heute lachen?

Man darf. Man muss. Wie der deutsche Entertainer Roberto Blanco einmal sang: Ein bisschen Spaß muss sein. Auch in der Krise. Auch in dieser schrecklichen Krise. Apropos. Wenn Sie den folgende Clip nicht witzig finden: Im Film The Two Popes erzählt Papst Benedikt dem späteren Papst Franziskus einen schlechten Witz, den der Argentinier mit guten Gründen nicht versteht. Darauf Franziskus: „It’s a German joke – it doesn’t have to be funny.“ Hier also der Ausschnitt – die, wie Marcel Reich-Ranicki das sicher genannt hätte, „Stelle” findet sich bei 1:36:

Um zur gesellschaftlichen Bedeutung des Begriffs zurückzukehren: Auch wenn technisch alles schiefgeht, kann man von Clusterfuck spre­chen – die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl wäre ein Beispiel. Die Rede von Clusterfucks als „Sollbruchstellen der Zivilisation“ klingt zwar auf den ersten Blick sehr gut, erweist sich bei näherem Hinsehen aber als irreleitende Formulierung. Denn Sollbruchstellen sollen ja bre­chen, wenn’s brenzlig wird, damit das Brenzlige sich nicht zum Kata­stro­phalen ausweitet. Sollbruchstellen sollen Kontrollfähigkeit sichern. Cha­rakteristisch für den Clusterfuck ist aber gerade der Kontrollverlust.

(Die zweite Folge zum Thema findet sich hier.)