Coronakrise und Klimadesaster

Ich durfte beim CSR-Circle-Event zum Verhältnis von Corona- und Klimakrise mitwirken. Hier mein Beitrag in schriftlicher Form.

 

  1. Klima statt Klima

Wenn wir das Verhältnis von Corona-Krise und Klimaschutz verstehen wollen, müssen wir uns ganz wesentlich auch mit dem gesellschaftlichen Klima befassen – mit der „Stimmung“. Wenn Menschen alleine im Auto fahren und dabei eine Maske tragen, sagt das etwas über diese Stimmung.

 

  1. Hoffnung statt Optimismus

Optimismus ist faul, Hoffnung ist aktivistisch – weil Hoffnung das Bewusstsein einschließt, dass die Welt nur besser werden kann, wenn Menschen sich dafür engagieren. In diesem Sinne ist die Krise nur dann eine Chance, wenn wir etwas draus machen. Auch wenn sich gezeigt hat, dass Politik auf die Wissenschaft hören und auf dieser Grundlage handeln kann: Das Management der Corona-Krise kann kein Modell für die Klimapolitik sein – weder demokratiepolitisch noch ökonomisch.

 

  1. Abwägung statt Angstrhetorik

Angst spielt sowohl bei Corona als auch beim Klima eine Rolle – problemlösend ist das nicht. Was dringend gebraucht wird, ist Abwägung. Dazu ein Zitat des Deutschen Ethikrates: „Auch der gebotene Schutz menschlichen Lebens gilt nicht absolut. Ihm dürfen nicht alle anderen Freiheits- und Partizipationsrechte sowie Wirtschafts-, Sozial- und Kulturrechte bedingungslos nach- bzw. untergeordnet werden. Ein allgemeines Lebensrisiko ist von jedem zu akzeptieren.“ So ist es.

 

  1. Fächervielfalt statt Fachidiotie

In der Nachhaltigkeitsforschung wird Interdisziplinarität schon lange gefordert und oft auch realisiert. Interdisziplinarität ist auch für zukünftiges Krisenmanagement ein essentieller Wert. Es gilt, Perspektivenvielfalt zuzulassen und keinesfalls einzelnen Wissenschaftsdisziplinen oder Fachleuten blind zu vertrauen. Das gilt für Corona ebenso wie für den Klimaschutz – und für politische ebenso wie für unternehmerische Entscheidungsprozesse.

 

  1. Politisierung statt Privatisierung

Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Gesundheit sind gesellschaftliche Probleme, die gesellschaftlich bearbeitet gehören und „privat“ nicht zu lösen sind. Es wäre gefährlich, der Idee auf den Leim zu gehen, dass für die Menschen jetzt plötzlich Achtsamkeit und Entschleunigung und Nachhaltigkeit so wichtig sind, wie viele Nachhaltigkeitsbewegte sich das schon lange wünschen. Stattdessen sollte die CSR-Community nicht nachlassen, das Thema auf die politische Agenda zu bringen – das scheint jetzt noch notwendiger als ohnehin schon. Nur dann kann Nachhaltigkeit ein Kennzeichen der sogenannten „neuen Normalität“ werden.

 

  1. Neue Ökologisierung statt Old-School-Ökonomie

Wirtschaftsprogramme müssen sozial-ökologischen Transformationserfordernissen genügen. Sonst droht vor dem Hintergrund wirtschafts- und finanzpolitischer Probleme eine Politik, die auf quantitatives Wachstum setzt, ohne die Wirkungen für Umwelt und Gesellschaft zu beachten.

 

  1. Ambitionierter Aktivismus statt artigen Abwartens

Wie gesagt: Optimismus ist faul, Hoffnung ist aktivistisch. Business as usual war vor Corona keine Option und ist es jetzt noch weniger. Was für Unternehmen sicher hilfreich sein wird, sind Aufarbeitung, Reflexion und Beratung mit Blick auf das, was passiert ist und das, was in Zukunft (un‑)möglich sein wird. Und: Wer an Nachhaltigkeit interessiert ist, sollte aktiv daran arbeiten, Klimaschutz zurück auf die gesellschaftliche Agenda zu bringen und die Idee der Nachhaltigkeit unternehmerisch mit Leben zu füllen.